Dienstag, 11. September 2012

Inspirationsquellen [1]

Das Schwarze Quadrat – oder: Qualitative Mängel im Kunstunterricht.

Bei einem täglichen, obligatorischen Wikipedia-Seitenbesuch vor geraumer Zeit, konnte der universell-oberflächlich Interessierte als sog. "Artikel des Tages" dort bedeutsame Absätze über das "Schwarze Quadrat" von Kasimir Malewitsch lesen – einen Klassiker, eine Ikone, einen Meilenstein der Malerei.
(Wen es jetzt interessiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Schwarze_Quadrat)

…nicht wirklich schwarz!

Nach ungewohnt sorgfältigem Lesen dieses Artikels schwanten mir böse Erinnerungen an die stetig rarer gesäten Kunstunterrichtsstunden vor langer, langer Zeit...es muss so am Ende des letzten Jahrtausends gewesen sein, also zu meinen nur selten sehr angestrengten, lehrreichen Zeiten der Erlangung hochschulischer Zugangsberechtigung, die ich nie in Anspruch nahm. Aber so lehrreich schien das damals über jenes schwarze Bild Vermittelte nicht gewesen zu sein: sei es aus anno dunnemals epidemisch in der Alterskohorte grassierender, jugendlicher Überheblichkeit, sich nicht mit so einem Schwachsinn (wie es ein solches, blödes Bild zu sein schien) abzugeben oder aus der mangelhaften Vermittlung des eigentlichen Wertes des Schwarzen Quadrates durch die stets schurwollpulloverbeschürzte und auch mal büstenhalterverweigernde Kunstreferendarin, deren Name einer orthografisch falschen Schreibung der einen unbunten Farbe (Schwartz war es nicht) nahekam.
Hin oder her – mein kunsttheoretisches Desinteresse und das mangelhafte Lehrkonzept der im Nachhinein durchaus kunstpädagogisch Bemühten, bildeten das Fundament für die gegenwärtig herrschende kleine Nachdenklichkeit. Denn was damals nicht gesagt wurde (warum auch immer…?): Das Quadrat war gar nicht schwarz!?

Bei genauerer Betrachtung der im Internet auffindbaren Abbildungen des Werkes, dem Studium der korrespondierenden Texte und weiterem Nachdenken musste ich erschrocken feststellen, daß zum einen die damals ausgehändigten S/W-Kopien miserabel bzw. ich darüber hinaus ein desinteressiertes Jüngelchen waren und zum anderen die Aussage des Bildes sträflich unter dem eigentlichen Wert pädagogisch aufbereitet war. Was sagt das aus über die Qualität des damaligen Kunstunterrichts? Sind diese Defizite Ausdruck für eine Geringschätzung des Kunstunterrichts an einem naturwissenschaftlich orientierten Gymnasium gewesen, oder doch schon symptomatisch für den bis in die Gegenwart umsichgreifenden Verfall des sächsischen Bildungssystems? Und welchen Anteil tragen die gelangweilt dreinschauenden Schüler zu diesem Thema bei?

Das Wahlfach Kunst war damals für mich die ultimative (und auch einzige) Alternative für das von mir ungeliebte Fach Musik – wer will schon blamabel vor versammelter Mannschaft singen und irgendwelche Notenblätter vollkritzeln, wenn das Zeichnen, Malen und Formen doch schon von Haus aus viel mehr Freude machte – und beschränkte sich am Ende der Schulzeit dann leider nur noch auf trockenste Theorie:
Bildanalyse, Farbzusammensetzung, kunstgeschichtliche Vorträge und Interpretationen der alten, ganz alten und neuen Meister – Hauptsache der Künstler war tot und man musste sich lehrplanmäßig an seinen Hinterlassenschaften bis zum Erbrechen weiden. Musste das denn sein? Bei einer unbefriedigenden Doppelstunde pro Woche wäre doch noch Platz gewesen für ein Quentchen manueller Betätigung?
Im Nachhinein vermute ich, daß das Absicht gepaart mit Unvermögen war.

„Als ich 1913 den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellte ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weißen Grundfeld ... Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.“
– Kasimir Malewitsch


(D.P.)
P.S.: Ja, ja Bine. Das ist mal wieder viel zuviel Text... :-P

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