Donnerstag, 4. Oktober 2012

ΑΝΤΙΟ ΕΛΛΆΔΑ – ΓΕΡΜΑΝΙΑ ΚΑΛΗ ΜΕΡΑ! [2]

Andere Länder – andere Sitten! 

Einträchtig vereint: Kontroverse Glaubensbekenntnisse.
Ein abgedroschener Spruch der nach einer Woche Kreta seine Wahrheit in vielen Bereichen offenbarte. Bemerkenswert empfand ich beispielsweise besonders die Straßenverkehrsordnung und den darauf aufbauend stattfindenden Individualverkehr:
Autos sind dort das, was sie in meinen Augen ohnehin schon immer waren – Mittel zum Zwecke, um von A nach B zu gelangen. Darüberhinaus fährt der gemeine Krethi gerne knatternde, niedrig behubraumte (aber dennoch sehr flotte) Krafträdlein, der Mangel bzw. das Fehlen von Fußgängerampeln und klar von der Fahrbahn abgegrenzten Bürgersteigen sorgt dort nicht für eine Steigerung der Unfallquote und der technische Zustand so mancher Krafträder und Personenkraftwagen würde zweifelsohne schwerste Herzrhythmusstörungen bei hiesigen TÜV-Sachverständigen auslösen – faszinierend und imponierend! 


Morgendliches Panorama
Da ich der Vermutung nachhänge, daß dies an der griechischen Mentalität liegen könnte, keimte in mir allein schon deswegen der schalkige Verdacht, unter Umständen im falschen Land zu leben...aber zuhause ist es trotzdem immernoch schön – nicht nur der Sprache, sondern allein schon des Kontrastprogramms in den heimischen Gesichtern wegen. Denn eine geschlagene Woche ohne deutsche bzw. sächsische Lebensart verstärkt die bewusste Wahrnehmung derselben ungemein: die heimischen Passanten wirken unterschwellig noch grimmiger bei der Verfolgung ihrer Wege, die verbissene Bedienung beim Bäcker um die Ecke noch aufgesetzter in ihrer Freundlichkeit und auch sonst ist es schön, wie verbissen der unterkühlte Mitteleuropäer dreinschauen kann, wenn er seinem alltäglichen Trott nachgeht.

Agios Nikolaos bei Nacht.
Was mir jetzt persönlich im Angesichte des dräuenden Herbstes fehlt: die sonnensprossenmalende Sonne, die angenehme Wärme auf der Haut, das Rauschen der blauen Brandung bei sanfter Brise, die schmerzhaft spitzen Strandkiesel unter den käsigen Füßen und die Wonnen des mediterranen Müßiggangs. 

Obwohl ich ein Freund kulturgeschichtlicher Bespaßung bin, war dieser wohlverdiente Urlaub (der letzte organisierte Urlaub liegt soweit zurück – da gab es noch die modrig duftenden FDGB-Heime und ich war noch Kind in einem Land, was nicht mehr existiert) keine Bildungsreise im klassischen Sinne – eher ein großes Faulenzen, Sonnenbaden, Slazwasserplanschen, Umherschlendern, Genießen und Entspannen.

Bikinifreie Zone!
Apropos Entspannen: Entspannung ist immer gut – kein Fernsehkonsum, kein Internet, kein Computer! Nur sollte diese nicht jeden Abend brüllend laut sabotiert werden von einem Unterhaltungsprogramm für tschechische Kinder, polnischen Karaoke-Abenden und russischen, alkoholgeschwängerten Männergesängen...dabei hatte ich All-Inclusive gar nicht gebucht, um mir diese Folkloreveranstaltungen jeden Abend in ständiger Wiederholung reinziehen zu dürfen!? Beim Stichwort "All-Inclusive" fiel mir auf (ich kann es mir an dieser Stelle nicht verkneifen), daß eben jene rund um die Uhr zu bespaßenden, überwiegend aus osteuropäischen Gefilden stammenden Alles-Inklusive-Touristen so ein brandmarkendes Bändchen am Handgelenk tragen mussten!? Wenn es der Erkennung zur eindeutigen Rechnungslegung seitens des Hotelpersonals diente, ist das vorteilhaft und nachvollziehbar – aber in meinen Augen sah das verdächtig nach eben jenen Ohrmarken aus, die das blökende und muhende Mastvieh schmückt, wenn es früh, mittags und abends in chaotisch geordnetem Reih und Glied ansteht, um nach wochenlanger Fütterung das angestrebte Schlachtgewicht zu erreichen oder um weiterhin kräftig Milch abzusondern.
(Einige touristische Subjekte hatten dieses Gewicht und die Fähigkeit zur Laktation offensichtlich schon vor Urlaubsbeginn erreicht, was an den sonnenölig glänzenden Schmerbäuchen und offen zur Schau gestellten sekundären Geschlechtsmerkmalen am Strand eindrucksvoll zu beobachten war.)


Eine von vielen auf Kreta: Katze!
Aber es gab auch deutsche Touristen dort. Wenige zwar, aber spürbar in ihrer so bekannten Art und Sprechweise. Ein älteres Pärchen wird mir in Erinnerung bleiben: dem Dialekt nach wohl Schwaben, beide grau bis weiß meliert am Kopf, anfangs zurückhaltend, später fast schon aufdringlich und in ihrer Sprech- und Geschlechterrollenverteilung eindeutig als eher konservativ einzuordnen. Sie schwieg lächelnd, er teilte sich und sein wertkonservatives Weltbild mit: Man käme schon seit dem ausgehenden Pleistozän auf diese Insel, die Eingeborenen seien eben leider so, wie sie eben sind (faul), die Insel könnte so schön sein (ohne die Faulen) und ohnehin sei hier alles EU-subventioniert – besonders die immer zahlreicheren Olivenhaine. Immerhin wurde dieser etwa fünfminütige Vortrag über den griechischen Olivenanbau-Subventionsbetrug doch noch mit einem finalen, befehlstonartigen: "Wir wünschen noch einen schönen Urlaub!" abgeschlossen...Danke!

Welche Krise...?


(Fortsetzung folgt...)

(D.P.)

Man muss sich einreden, dass es schön war, was man erlebt hat.
- Therese Giehse -

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