Mittwoch, 2. Januar 2013

Reingerutscht...

Es ist vollbracht! 

Das Jahr 2012 liegt hinter einem und ging wie all die Jahre zuvor mit schillerndem Bums und lautem Krach in die Annalen ein. Und wie zu jedem Jahresende gehörten auch diesmal wieder die liebgewonnenen traditionellen Auswüchse dazu: das große, wirklich leckere Fressen zu Weihnachten, die darauf folgende, lethargische Kurzatmigkeit zwischen den Jahren (ohnehin eine blöde Floskel) mit anschließendem orgiastischem Knallen, kollektiven Besäufnissen und den naturgemäß schon zu Neujahr obsoleten Vorsätzen – Prost!

Bombennacht 31.12.2012 [1]
Böller und Raketen sind sowieso ein Thema für sich: diejenigen, die im ganzen Jahr ohnehin schon meist abgebrannt aussehen, verheizen ihr restliches Geld dann in exzessiven Kanonaden einige Tage vor und nach dem Jahreswechsel. In angeheitertem bis gar volltrunkenen Zustand werden, weil es wohl so lustig zu sein scheint, die Straßen mit Hobbysprengköpfen aller Couleur vollgemüllt, am Tinitus der Mitmenschen gearbeitet sowie deren Schreckhaftigkeit auf eine harte Probe gestellt und zu allem Überfluss noch lauthals schreiend bzw. bemüht lallend, sinnreiche "Gespräche" zu Themen wie der Wortbenutzung "Kamerad/Kollege" oder verlustige Finger nach Polenknallernutzung geführt, während im akustischen Hintergrund sirenengleich zirpend Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge schallend ihre unermüdlichen Runden drehen, um die Versehrten des alljährlichen Freudentaumels ihrer Errettung von all diesem Wahnsinn zu zuführen. Verstümmelte Finger, Brandlöcher in den Anziehsachen, Leberprobleme, Hörschäden und Nervenleiden – Abgründe tun sich auf – Prost!

Bombennacht 31.12.2012
Aber der Wahnsinn fängt schon vorher an: Wenn man auf die infame Idee kommt, noch die eine oder andere Kleinigkeit am letzten Tage des Jahres bei den örtlichen Discountern zu besorgen, tut man sich nichts Gutes an – es sei denn, man ist Frotteur oder anderweitig mit Getümmel-Paraphilien gesegnet. Schlangen von Anstehenden soweit das Auge reicht – oder zumindest bis zum Obst- und Gemüseabteil im Eingangsbereich. Schreiende Kinder, dazugehörige Kegel, wütende Alte mit Nordic-Walking-Stöcken und andere Erscheinungen menschlicher Existenzformen mit Namen wie "de Schantall", "dor Dschastin" oder "Eeeey du Fotze!", die dann Sätze schmettern wie "Nicht vordrängeln junger Mann!" bzw. "...wir brauchen noch 2 Hektoliter Klaren!" kumulieren zu einem langgezogenen Brei-Gewürm, der von zeterndem Geschrei, sich anbahnenden erweiterten Suiziden zum Festtag, dem gebogenen Draht der Einkaufswagen und wogenden Bewegungen in Richtung der bestürmten Kassen zusammengehalten wird. Der Platzängstliche könnte sich bei der objektiven Betrachtung fragen, warum man sich das antut? Subjektiv steht der Platzängstliche aber leider mittendrin und wollte doch nur noch ein paar Kleinigkeiten besorgen und fragt sich, während er sich zur Kasse vormogelt: Kann man nicht eher gehen? Muss man denn soviel hamstern? Geht womöglich verspätet die Welt unter? Bricht die Versorgung zusammen? Sind es doch mehr als nur anderthalb Tage, bis die Geschäfte wieder öffnen? Sind Bandwürmer ein so verbreitetes Leiden, daß es nötig ist diese exorbitanten Mengen an Speis und Trank zu erwerben? Prost!

Eine Gewissheit bleibt: in diesem Jahr wird es sicher wieder so... Prost!

(D.P.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen