Sonntag, 6. Oktober 2013

Planfisch-Kalender 2014: Making of. [8]

April: Walpurgisnacht

Come with me, into the trees...
Nadelwälder finde ich immer etwas gespenstisch, gruselig und düster. Sie sind so dicht und wirken dadurch dunkel und geheimnisvoll. Dennoch ist es spannend nicht genau zu wissen, was sich im "Inneren" verbirgt und versetzt einen zurück in eine märchenhafte Zeit, voller Mysterien und uralter Geschichten. Und ähnlich wie Wolken am Himmel laden die Umrisse und Formen von Baumkronen und Wipfeln zum fantasieren ein. Daher schau ich bei Spaziergängen oder Ausflügen immer nach solchen Wäldern und Baumsilhouetten und habe ein Wäldchen in meiner Heimat bei einem abendlichen Winterspaziergang entdeckt und sofort fotografisch festgehalten.
Was ich sah, faszinierte mich so sehr, daß ich unbedingt eine "Geschichte" damit erzählen und in unseren Kalender aufnehmen wollte. Und um die verwunschene Stimmung noch zu verstärken, habe ich diese Szenerie von mittels Photoshop von Innen heraus beleuchtet. So scheint es, daß er glüht oder vielleicht auch brennt. Dieser Wald bzw. diese Bäume scheinen nun nicht mehr allzu düster, wirken entrückt, mystisch und einfach anders.
Zusätzlich habe ich dem Thema angepasst fantastischere, erst auf den zweiten Blick erkennbare Elemente beigefügt, z.B. die in den Wald schreitende Hexe in Scherenschnittoptik, einen Uhu im Geäst, Licht reflektierende Fledermäuse etc. Im Ergebnis wirkt es wie die Kulisse eines Silhouettentrickfilms – man will mehr sehen, als tatsächlich da ist und lädt ein zum Geschichtenausdenken: wird die Hexe von irgendwas oder irgendwen hingezogen zum Licht? Hexenmesse? Zauberei und Verwünschung?

(…)
»Uhu! Schuhu!« tönt es näher,
Kauz und Kiebitz und der Häher,
Sind sie alle wach geblieben?
Sind das Molche durchs Gesträuche?
Lange Beine, dicke Bäuche!
Und die Wurzeln, wie die Schlangen,
Winden sich aus Fels und Sande,
Strecken wunderliche Bande,
Uns zu schrecken, uns zu fangen;
Aus belebten derben Masern
Strecken sie Polypenfasern
Nach dem Wandrer. Und die Mäuse
Tausendfärbig, scharenweise,
Durch das Moos und durch die Heide!
Und die Funkenwürmer fliegen
Mit gedrängten Schwärmezügen
Zum verwirrenden Geleite.
(…)
Goethes Faust I: Wechselgesang zwischen Faust, Mephistopheles und Irrlicht.

(S.V.)

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