Mittwoch, 12. Februar 2014

Ausflüge in die Dreidimensionalität. [18]

Von blühenden Phantasien und wuchernden Gedanken.
Bitte direkt ins Licht weitergehen! Danke!

Von Innen nach Außen...
Vor einiger Zeit drohte ich ja unterschwellig mit der Bearbeitung einer eigenen Idee zum Thema "virtueller Science-Fiction-3D-Modellbau für zurückgeblieben Fortgeschrittene", fernab des schon gefährlich-obligatorisch erscheinenden StarTrek-Gedöns. Nun ja, ich habe vor mich hin laboriert und habe mich an ein Hirngespinst gemacht, das schon seit gefühlten Ewigkeiten durch den Geist schwirrte – und jetzt war es eben mal an der Zeit, einen Anlauf zu nehmen und einen Ruck durchs Gebälk fahren zu lassen und dieser fast schon wahnhaften Eingebung Dimension und Struktur zu geben.

Wer suchet, der findet auch...

Asymmetrie herrscht!
Früher – will heißen, vor etwa 14 Jahren – nach wiederholt überbordendem Genusses der x-ten Wiederholung irgendeiner der vielen StarTrek-Serien im frei empfangbaren Fernsehfunk, störte mich ein Umstand bei den dargebotenen Vehikeln in ganz besonderer Art und Weise: die übertriebene Symmetrie! Schon als sich über Unsinnigkeiten den Kopf zerbrechender Jungspund ruminierte ich intensiv über den Umstand, daß die dargebotenen fiktiven Weltraumfortbewegungsmittel noch viel zu stromlinienförmig und unangepasst aussahen für das was man so Weltraum nennt. Da es dort bekanntlich weder Luft noch Balken gibt, wäre eine aerodynamisch günstige Formgebung prinzipiell überflüssig. Außerdem sind die ausgeführten Flugmanöver für einen luftleeren Raum absolut nicht nachvollziehbar und erinnern entweder an das Manövrieren von Schiffen auf hoher See oder an Luftkämpfe aus dem zweiten Weltkrieg. Diese beiden Kritikpunkte (natürlich gäbe es noch andere lattenharte Fakten, an denen man sich das nerdige Köpfchen zermartern könnte) in einen eigenen Entwurf einfließen zu lassen, war nicht nur Ziel, sondern auch Aufhänger für ein übergeordnetes Gestaltungsprinzip, welches mit dem Dagewesenen auf den ersten Blick brechen sollte. Betrachtet man nämlich z.B. das Design der Enterprise aus der Originalserie, fällt auch dem graustarigsten Laien auf, daß das Teil symmetrisch geformt ist. Alles was rechts zu finden ist, gibt's, mal albern ausgedrückt, auch auf der linken Seite. Jetzt könnte man argumentieren, daß das dem Verlangen des menschlichen Sehverstandes nach Ordnung entgegen kommt – ich setze dagegen: muss das unbedingt und immer sein? Ließe sich das nicht mal anders ansprechend umgestalten, daß das Schema F optisch interessant durchbrochen wird?
5 Shades of Grey

Die erste grobe Idee war einfach die Loslösung vom Gewohnten – der zweite Schritt bestand in der Vereinfachung auf eine fast schon zu simpel wirkende Grundform. Orientierung fand ich ausgerechnet beim Betrachten des Lateinischen Alphabets. Es wechseln sich runde und eckige Formen ab und irgendwann viel mir der Buchstabe 'L' ins Auge – klingt nicht nur bedenklich, ist es wahrscheinlich auch. Der Buchstabe 'L' ist quasi Reduktion pur: zwei Linien stehen rechtwinklig aufeiander – was will man weniger und herrlich asymmetrisch ist diese Letter auch noch!?

Merkwürdig Ding braucht Weile...
Ideen müssen sacken, müssen hin und her diffundieren, werden verworfen, wieder hervorgekramt, verändert und angepasst – die eigentliche Idee aber bleibt bestehen. So und nicht anders war es bei dieser Geschichte auch. Fast schon wie eine mich verfolgende Wahnvorstellung spukten Formvarianten und erweiternde Gestaltungsvorstellungen durch meinen Bregen und es brauchte lange, bis ich mich mit mir selbst einig war, alles nochmal von vorn zu denken – nur viel radikaler, im Sinne von: was kann man weglassen, was bleibt!? Losgelassen hat mich diese Gedankennemesis jedenfalls nie. Und das, wo ich doch von einer flüchtigen Manie zur anderen hechte?!
(Anmerkung des Verfassers: Blödsinnigerweise keimt schon – das ist eben das vielleicht Krankhafte daran – schon die Evolution des "Konzepts" in mir und will raus.)

Schlammig sind die Trampelpfade der Unentschlossenheit.

Ein paar Zugeständnisse bezüglich der Oberflächenstruktur und der Ecken und Kanten und Details des ansonsten recht monolithisch gehaltenen Objekts machte ich zwar, doch filtere ich diese stets nach Gesichtspunkten, der Notwendigkeit und reduzierte diese auch wieder. Auch wenn man es dem (vorläufigen?) Endergebnis nicht ansieht: für die Formgebung stand zumindest etwas auch die kompromisslose Gestaltung rezenter, realexistierender Raumfluggeräte Pate. Keine Flügel, Spoiler und kein Schnickschnack, der nicht sein musste. Rundungen gibt es nur, weil diese potentiell materialsparend sind. Außerdem gibt es weder Fenster, noch Beschriftungen und auch keine Lichtquellen (außer an den Triebwerksauslässen) – denn im Weltraum hört einen nicht nur niemand schreien, sondern sehen würde man einen auch nicht.
Feuchter Ingenieurstraum

Exkurs: Stander Z!
Für die gestaltungstechnische Unterfütterung, diese erschien mir notwendig, ließ ich mich von den Darstellungen, Einsatzberichten und technischen Beschreibungen von Großtorpedobooten bzw. Zerstörern und Ubooten etc. des 1.Weltkriegs inspirieren...ja, Jubiläum, ick hör dir trapsen! 
Entgegen der im Geschichtsunterricht und bei einschlägigen Geschichtsonkeln aus Funk und Fernsehen verbreiteten halbwahren Mär von der dümpelnden Tatenlosigkeit und Meuterfreudigkeit der deutschen Flotte im Ersten Weltkrieg, steht das Beispiel der sogenannten "kleinen Einheiten". Torpedoboote, Zerstörer (die typisch deutsche Bezeichnung "Großtorpedoboot" spar ich mir mal), Minenleger/-sucher und Uboote waren quasi ab 1914 im Dauereinsatz – mit entsprechenden Verlustquoten an Mensch und Material. Da in der Leistungsgesellschaft schon damals nur die dicksten und größten Teile am prestigeträchtigsten erschienen, fristeten bis auf die Unterseeboote alle anderen Einheiten ein Schattendasein. 

Das dickste Rohr gewinnt nicht immer!

Doch genug abgeschweift: Die zweckmäßig optimierte Formgebung von Zerstörern und den ersten Tauchbooten standen Pate für Details meines Vehikels. Und auch die Farbgebung stellt eine Brücke dar zu den Arbeitstieren des Kleinkriegs zur See: ein schlichtes, dumpfes und dunkles Blaugrau konterkarikiert die farben- und formschwangeren gewöhnlichen Einfälle, derer man sonst ansichtig wird. 
Wenn's oben juckt, soll man unten aufhören...
Im Ergebnis beschränkte ich mich auf den Entwurf eines jener wenig größenwahnsinnigen Objekte, die nur eine Registriernummer und keinen eigenen Namen haben und höchstens Randnotiz oder Hintergrundrauschen wären in irgendeiner dieser utopischen Geschichten, bei denen ein strahlend geschichtstragendes Riesending im Vordergrund steht und die Geschichte vorantreibt – die Arbeit mit Planfisch quasi symptomatisch transferiert in die Zwischenwelt fiktionalen Phantasiegewuchers. Toll...
Finster war's und kein Mond schien helle...

2000 Lumen!
Obligatorisch: Der Ritt in den Sonnenaufgang.

Hat der eigentlich nichts besseres zu tun?
Kurzantwort: Jein! Langantwort (und ganz anders): Das Netz ist voller Beispiele, wo sich der (semi-)professionelle Gestalter nicht zurückhalten konnte mit Schnick und Schnack bei der Ausformung einer fiktiven Umgebung. Hier noch eine strukturierende Sicke, da noch ein kleidsames Pümpsel, dort noch ein was auch immer... In Zeiten von Supidupi High Definition Mega Giga Plus Geil existiert scheinbar der Zwang alles und jedes bis auf die molekulare Ebene mit einem schicken Design auszustatten. Und ja, wo die technologischen Möglichkeiten da sind, werden diese auch ausgiebigst genutzt (kenn ich ja selber) – es ist nur die Frage, ob man dem Rezipienten jede Phantasieregung der Butter gleich vom Gedankenbrot nehmen muss?! Ich für meinen Teil würde eher anregend wirken wollen, als alles offensichtlich zu einem sich wiederholenden Einheitsbrei durchzudesignen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit – erstmal ein Wurstbrot! 
(D.P.)

Aus den Nebeln steigen neue Ideen...

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