Donnerstag, 8. Juni 2017

Ausflüge in die Dreidimensionalität. [43]

Echos der Vergangenheit.

Dreiseiter.
Es war einmal…oder anders gesagt: Als ich anfing mit den kleinen 3D-Modellierungen, wagte ich mich gleich nach Einübung der elementaren Grundlagen des SketchUp-Programms an ein Großprojekt. Das ist schon eine Weile her und nachdem wir bei Planfisch die offizielle Website renoviert haben und nun auch mehr Referenzen zeigen können, kramte ich im eigenen Archiv herum und holte eben jenes dicke Ding mal wieder an die Oberfläche. Für einen der mittlerweile schon zur Tradition gewordenen Planfisch-Kalender hielt dieses Modell auch schonmal her. Und dank Photoshopperei und einigem Getrickse mit Fotos und Texturen sieht das olle Dickschiff so aufgedonnert doch auch Anno 2017 gut und fetzig aus. 

Lights off – Spot on!

Demons made of Steel.
Was an alten Kriegsschiffen ästhetisch ist, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Zumindest geht's mir so. Irgendwie ist es diese Kombination aus fast unvorstellbarer Größe, verwinkelten Details und innewohnender Gewalt. Naja. Männerphantasie trifft auf Ingenieurskunst.

Rauschfahrt ins Blaue…
Ein anderer Aspekt, der mich immer fasziniert hat, sind Tatsachenberichte aus dem ersten Weltkrieg – speziell die Augenzeugengeschichten der überlebenden Matrosen, egal welcher Nationalität. Denn was angesichts der gigantomanischen Technologie immer fast vergessen wird: diese Stahlriesen waren voller Menschen, voller Ängste, Hoffnungen und Schicksale. 


Wundervolle Wolken wabern…
Für mein 3D-Modell nahm ich mir die Großkampfschiffe der Bayern-Klasse von 1915/16 zum Vorbild, deren zwei Einheiten (SMS Bayern und SMS Baden) die letzten noch fertiggestellten Schiffe dieser Art der kaiserlichen Marine waren. Die anderen beiden Schiffe dieser Klasse – Sachsen und Württemberg – wurden niemals fertiggestellt und nach Kriegsende abgebrochen. Es handelt sich bei meinem Modell nicht um eine exakte Nachbildung, sondern eher um eine Variation. Typische Merkmale, wie sie für die großen Überwassereinheiten der Hochseeflotte charakteristisch waren, sind wiedergegeben, um die Anmutung zu imitieren. Beispielsweise entsprechen die Zwillingstürme der Hauptartillerie denen der Bayern-Klasse mit ihrem 38cm Kaliber, die gerippten Lüftungseinlässe an den Aufbauten waren typisch deutsch, die Anordnung der Entfernungsmesser, der Ladekräne, Beiboote, Barkassen und Sekundärbatterie in Kasemattaufstellung spiegeln das Aussehen ebenso wider, wie der komplex wirkende Dreibeinmast mit den Scheinwerfer-Plattformen und Fahrständen für die Schiffsführung. Auch die Formgebung der Schornsteine entspricht dem Erscheinungsbild des Jahres 1916 und vermittelt dem Betrachter einen Eindruck über die Anmutung dieser auch nach heutigen Verhältnissen enorm teuren und komplexen Giganten aus einer vergangenen Zeit, die nicht unbedingt besser war, wie manche glauben…

Ungenügender Rostschutz.

(D.P.)

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